Freitag, 11. Mai 2012

Vom Lago Atitlan nach Antigua...




Nur noch ein  anstrengender Radtag trennt mich von der wohl schönsten Sehenswürdigkeit Guatemalas, dem Atitlansee. 
Rechtzeitig zum Sonnenuntergang erreiche ich Solola, eine Stadt, die auf einem  Plateau  hoch über dem Lago Atitlan thront und die vor allem von Indigenas bewohnt wird. Der erste Blick auf den See ist bezaubernd. Die drei Vulkane, die diesem Kratersee seinen unverwechselbaren Charme verleihen, leuchten in der Abendsonne und der See reflektiert wie ein riesiger Spiegel die letzten Sonnenstrahlen des Tages.  














Da der Markt in Solola  als einer der schönsten und farbigsten in ganz Guatemala gilt, beschliesse ich, hier zu übernachten, um  am nächsten Tag noch einmal in das bunte Treiben eines traditionellen Indiomarktes
einzutauchen. Im Unterschied zu Chichicastenango,  finden nur wenige Touristen den Weg nach Solola. Umso beeindruckender ist das Erlebnis. Hier hatte ich das Gefühl, der Kultur der Indigenas und richtig authentischem Leben in Guatemala wesentlich näher zu kommen.  
Am Nachmittag nehme ich dann die außergewöhnlich steile und kurvige Strasse ins 600 m tiefer liegende Panachajel am Ufer des Atitlansees unter die Räder. Unterwegs bieten sich fantastische Ausblicke auf den See und die umliegenden Berge. 
Panachajel ist der größte Ort und das Touristenzentrum am See. Von hier aus fahren Boote zu mehreren kleinen Orten, die rund um den See verteilt sind. 
Mein Ziel ist San Pedro auf der gegenüberliegenden Seite. Wie so oft, waren es die Hippies, die diesen Ort in den 70iger Jahren für sich entdeckt haben, und erstaunlicherweise ist in San Pedro, nach all diesen Jahren, immer noch viel von diesem ursprünglichen Flair spürbar. 
Hier findet man die wohl günstigsten Unterkünfte in ganz Guatemala, zahlreiche kleine Restaurants, ein paar gemütliche Cafés und alles, was das Leben eines Reisenden sonst noch so angenehm macht. Und das alles in einer Umgebung, die an Schönheit kaum zu überbieten ist. Es ist ein beschaulicher Ort mit freundlichen Menschen, dessen ruhiger Puls sich augenblicklich auf mich überträgt. Hier kann ich Kraft und Energie für die weitere Reise tanken. 
Von Panajachel fahren zwei verschiedene Arten von Booten nach San Pedro. "Öffentliche" und "Private". Private sind etwa 10 mal so teuer, fahren dafür aber zu festgelegten Zeiten ab. Öffentliche legen ab, sobald sie voll sind. Ich versuche mein Glück mit letzteren und darf dafür zwei Stunden lang die Enten im Hafenbecken beobachten, bevor sich das Boot endlich in Bewegung setzt.  
Der kleine Ort San Pedro schmiegt sich an einen steilen Berghang und von der Bootsanlegestelle ziehen sich enge und steile Gassen hoch zum Ortszentrum. Heulende TukTuk-Motoren quälen sich die unmöglichen Anstiege hoch.  Auf einer Anhöhe  etwa 100 m über dem See befindet sich die Kirche, der Park und die meisten Geschäfte.  Ziemlich unbeeindruckt vom wachsenden Tourismus, nimmt hier das alltägliche Leben der Einheimischen seinen Lauf. Es gibt einen kleinen Obst- und Gemüsemarkt und immer wieder sieht man Menschen in den eigentümlichen regionalen Trachten. 


TukTuk in San Pedro

Fischer in San Pedro

Kurz nach meiner Ankunft in San Pedro sitze ich in einem kleinen Café und lasse die gemütliche Atmosphäre des Dorfes auf mich wirken. 
Plötzlich entdecke ich zwei bekannte Gesichter.  Sven, ein Radfahrer aus Deutschland, den ich an der Küste in Oregon kennengelernt habe und Kathrin aus der Schweiz, der ich in San Francisco kurz begegnet bin. Was für eine Überraschung. Die Wege der beiden haben sich  später in San Diego gekreuzt und  gemeinsam sind sie  anschliessend durch Mexiko geradelt. 
Auch sie sind dem Charme von San Pedro erlegen und haben beschlossen, sich hier für etwa einen Monat ein Haus zu mieten. 
Wie so oft auf dieser Reise, meint es  das Glück erneut gut mit mir, und die beiden laden mich ein, ein paar Tage bei ihnen zu wohnen. 
Es ist ein schönes Gefühl, wieder einmal unter Gleichgesinnten zu sein, gemeinsam zu frühstücken, zu kochen und lange gemütliche Abende zu verbringen. Und vor allem gibt es viel zu erzählen und zu lachen über Geschichten und Begebenheiten, die wir auf unseren langen Wegen sammeln konnten. 
Herzlichen Dank Kathrin und Sven für das lässige Quartier und das super Essen!!
























Ein paar unbeschwerte Tage in San Pedro vergehen im Flug und dementsprechend schwer fällt es mir, mich von diesem Ort zu lösen. 
Schliesslich sitze ich dann aber doch wieder im Sattel und steuere auf abenteuerlichen Wegen die Stadt Antigua an. Auf einer einsamen, hügeligen Strasse mit herrlichen Ausblicken auf den See erreiche ich nach zwei Tagen mein Ziel. 


Auf dem Weg nach Antigua:


























Antigua ist eine wahre Perle unter den Kolonialstädten Lateinamerikas. Hohe Vulkane umgeben die Stadt und bieten eine dramatische Kulisse für die vielen kolonialen Gebäude und die zahlreichen Kirchen.  












  



















Antigua blickt auf eine bewegte Geschichte zurück und wurde immer wieder von Naturkatastrophen heimgesucht. Letztmalig richtete 1976 ein   Erdbeben gewaltige Schäden an. Manche Gebäude wurden wieder aufgebaut, andere wurden in ihrem verfallenen Zustand belassen. Dies führte zu dem heutigen, einzigartigen Stadtbild. Aufwändig und liebevoll restaurierte Gebäude stehen Seite an Seite mit halbverfallenen Kirchen.  Passend zu den vielen historischen Gebäuden durchzieht ein Netz aus ungewöhnlich grob gepflasterten Strassen und Gassen die Stadt. Radfahren ist hier alles andere als ein Vergnügen. 

Obwohl die Stadt das ganze Jahr über tausende Touristen aus der ganzen Welt anzieht, platzt sie vor allem zur Osterzeit aus allen Nähten. Die Prozessionen gehören zu den berühmtesten und farbenprächtigsten in ganz Lateinamerika. 

Ein bewegendes Spektakel, dass mit Sicherheit niemanden unberührt lässt.










Mein erster Weg in Antigua führt mich zu einem Hostal, in dem zwei Pakete aus der Heimat auf mich warten. Neben ein paar Teilen fürs Fahrrad und vielen motivierenden Zeilen, kann ich massenweise Schokolade und allerlei Delikatessen, wie Bergkäse, Landjäger ...  aus dem Ländle in Empfang nehmen und wieder einmal einen Blick in die gute, alte
VN werfen.
Nochmals vielen herzlichen Dank an Bianca, Oli und Petra für diese Ueberraschungen!!!


Ueberwaeltigende Grüße aus der Heimat... 
Blick von der Terrasse meines Hostals
in Antigua





Öffentlicher Waschplatz in Antigua

Luxusexpress!

Schulbus auf Abwegen...


Der Dorfschmied...
Markt in Antigua







 Noch ein paar Eindrücke vom Lago Atitlan und aus Antigua:





































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