Samstag, 17. September 2011

Noch ein paar Impressionen...






Beim Campen an einem See habe ich ein älteres Paar getroffen, das mir eine Wahnsinnsabkürzung nach Whistler empfohlen hat. Dabei haben sie mir aber ein paar kleine unbedeutende Details verschwiegen...
Aber landschaftlich war die Strecke beeindruckend.
Man darf in Kanada selbst auf grossen, verkehrsreichen Highways mit dem Rad fahren. Auf dem etwa 1 1/2 m breiten Seitenstreifen ist eigentlich immer genügend Platz. Allerdings darf man dabei nie die Konzentration verlieren.
Es lohnt sich aber manchmal auf kleinere Strassen auszuweichen, auf denen man in aller Ruhe vor sich hin träumen kann. Obwohl es kaum so lange, steile Passstrassen wie bei uns in Europa gibt, ist das Radfahren extrem anstrengend. Es geht so gut wie immer auf und ab. Oft muss ich mich wirklich wundern, wie kompromisslos die Strassen hier durch die Lande gezogen werden. Immer wieder stehen meine kleinen gelben Lieblingsschilder am Strassenrand: Schneeketten anlegen und die Strasse führt dann schnurgerade und megasteil mehrere Kilometer einen Hügel hoch. Man kann dann gedanklich abschalten bis zum Anschlag hochschalten und kurbeln was das Zeug hält. Vielleicht ist das mal wieder etwas lehrermäßig aber mit ein zwei Kurven hätte man doch vielleicht eine tolle Linie über die Hügel ziehen können.
Ok, wahrscheinlich denkt man als Radfahrer etwas zu viel über Strassen nach.





Schoener als auf der Duffy Lake Road zwischen Lilooet und Whistler kann Radfahren eigentlich nicht sein. Die landschaftliche Kulisse ist sagenhaft und hinter jeder Kurve öffnen sich erstaunliche Bilder.
Die Sonnenstrahlen lassen die Natur in einem magischen Licht erscheinen und bieten dem Betrachter ein Farbenspiel der besonderen Art.
Zwischendurch lass ich das Rad für eine Weile  stehen und wandere irgendwo hinauf zu einem der Seen, die hier inmitten mächtiger gletscherbedeckter Berge in fast unwirklichen Blau- und Grüntönen leuchten.
Im Unterschied zum berühmten Banff- und Jasper Nationalparks sind hier relativ wenige Menschen unterwegs und man kann hier die Schönheit der kanadischen Berge in aller Ruhe auf sich Wirken lassen.










Wilder Campingplatz am Joffre Lake bei Pemberton. 


I love Canada....





Morgenstimmung in Whistler.



Kurz vor Vancouver liegt Squamish, das kanadische Outdoormekka. Treffpunkt für Mountainbiker, Kletterer, Windsurfer, Wanderer....
Schon von Weitem erkennt man den "Chief" einen 700 m hohen Granitkoloss der direkt hinter Squamish in den Himmel ragt. Auf einem kleinen Campingplatz am Fusse des Chiefs treffen sich Kletterer aus der ganzen Welt.  Mensch, da hätte ich ehrlich gesagt, das Rad gerne mal für ein paar Tage gegen eine Kletterausrüstung getauscht. Um dem Gefühl des Kelterns wenigstens etwas nahezukommen, wandere ich über einen tollen Steig von hinten hoch und geniesse den fantastischen Rundblick vom Gipfel. 






Auch nicht schlecht. In der Sonne liegen und  Kletterer beobachten, die mit der Schwerkraft experimentieren.


Die erste Klettertour gleich auf den "Häuptling". Respekt!!



Von Norden her komme ich über den Marine Drive nach Vancouver. Am Marine Drive leben nur Menschen, die es geschafft haben. Riesenvillen mit teuren Schlitten vor der Tür. So etwas wie das Beverly  Hills Vancouvers.
Ueber die beeindruckende Lions Bridge geht's dann hinüber ins Zentrum und das erste, das einem ins Auge sticht, ist das riesige Waldgebiet direkt am Stadtrand, der Stanley Park.
Aussergewoehnlich in Vancouver ist auch die bunte Mischung von Menschen aller Farben und Nationen.
Vancouver gilt weltweit als Musterbeispiel für ein gelungenes Zusammenleben verschiedenster Völker und Kulturen und überall entdeckt man Zeichen und Symbole, die der Bedeutung gelebter Toleranz Ausdruck verleihen.
Es gibt viel zu entdecken. Parks, Museen, Märkte und sogar Strände sind vom Zentrum in wenigen Minuten erreichbar.
Obwohl offensichtlich viel dafür getan wird, die Menschen zum Radfahren zu bewegen, sind wenige Radfahrer unterwegs. Der Verkehr ist aber auch brutal auf dem Rad ein echter  Ueberlebenskampf.
Leider ist das Wetter die letzten Tage nicht besonders. Ich würde gerne die Skyline mit den verschneiten Bergen im Hintergrund sehen. Vielleicht klappst ja heute.

Freitag, 16. September 2011

Ein Blick zurück...


Hallo Enzo, Christine, Tharis und Leela. Ich denke oft an unsere Begegnung auf dem Denali/Highway, an das Frühstück in eurem Wohnmobil. Ich bin wirklich gespannt, was ihr noch alles in Kanada erlebt habt und vor allem, wie ihr euch in Costa Rica fühlt. Endlich habe ich mal Gelegenheit, in eurem Blog zu stöbern. Liebe Grüße nach Costa Rica!



Whitehorse am Yukon, eine ganz besondere Stadt. Vor allem  wenn man einige Wochen in der Wildnis Alaskas unterwegs war und nichts als Bäume gesehen hat. Hier treffen sich alle Wege im hohen Norden. Schön wieder mal andere Reiseradler zu  treffen, stundenlang in Cafés zu sitzen  Kuchen zu essen und neue Pläne zu schmieden. Zwischen hier und der nächsten größeren Stadt liegen über tausend einsame Kilometer  durch wellige Wälder.

Eine besondere Sehenswürdigkeit in Whitehorse ist der Schaufelraddampfer Kondike der  zu Zeiten des Goldrausches zwischen Whitehorse und Dawson City verkehrte.



Unglaublich respekteinfloessende Erscheinung, so ein Eisbär. Da sind die Braun- und Schwarzbären richtig knuddelig dagegen.



So richtig Urlaub im klassischen Sinn ist so eine Radreise eigentlich nicht. Einpacken, Auspacken, Aufpacken, Zelt aufstellen, Zelt abbauen, kochen, abwaschen, pumpen, schrauben, Holzsammeln, waschen, reparieren,  organisieren, Wasser filtern  und dann ist es doch manchmal eine ziemliche Schinderei, ein Fahrrad mit dem Gewicht eines Mopeds durch die Lande zu reiten.
Und das Erstaunliche dabei. abends kriecht man zwar hundemüde, aber meistens glücklich und erfüllt in den Schlafsack und freut sich auf den nächsten Tag.


Yukon, schon das Wort klingt nach Abenteuer. Für mich beginnt allerdings hier an der Grenze zu British Colombia am Beginn des Cassiar Highways eine richtig grossartige Zeit. Yukon werde ich wohl immer mit   unaufhörlichem Regen verbinden.




Und die Nächte.  Abends ein Lagerfeuer, eine Tasse Tee, nur das Rauschen der Blätter oder das plätschern eines Baches durchdringt die wohltuende Stille, abschalten, zurückblicken auf einen erlebnisreichen Tag. Müde in den Schlafsack kriechen. Ein grossartiges Gefühl der Natur so nahe zu sein.




Und manchmal, oft ganz unerwartet, mitten im Nirgendwo, sitzt man dann bei einer Tasse Cappuccino in einem gemütlichen Wohnmobil und tauscht Geschichten aus. 




Hier in Vancouver in der strahlenden Sonne mit einer Tasse Cappuccino in der Hand, kann ich gelassen zurückblicken  auf die ersten Wochen meiner Reise durch Alaska und  die mühsamen, kalten,  regnerischen Tage sind schon wieder in weite Ferne gerückt. Was bleibt,  sind die Erinnerungen an  grandiose Naturlandschaften, eindrucksvolle Gletscher, endlose Strassen durch tiefgrüne Nadelwälder, unüberschaubare Wildnis mit  tausenden Seen und Flüssen. Der Respekt, den ich empfunden habe gegenüber dieser uebermächtigen Natur.    Und immer wieder muss ich an die Leute denken, die hier in diesem rauhen Territorium ihre Heimat gefunden haben. Die vielen kleinen Dörfer am Ende der Welt, die nur mit Flugzeugen und im Winter mit Hundeschlitten oder Skidoos erreichbar sind. Die Anpassungsfähigkeit des Menschen scheint fast grenzenlos zu sein.



Unterwegs auf dem Cassiarhighway von Watson Lake nach Kitwanga. Ein absolutes Highlight meiner bisherigen Reise. Etwa 800 km geht es Richtung Süden. Ausser einigen Holztransportern und Wohnmobilen herrscht hier kaum Verkehr. Man kann in aller Seelenruhe vor sich hinradeln und in seinen Gedanken versinken. Es gibt nur 3 kleine Orte unterwegs, so genannte First Nation Villages. First Nation People werden hier die Ureinwohner genannt. Sie bleiben fast ausschliesslich unter sich, sind sehr reserviert gegenüber Fremden und kämpfen mit den selben Problemen wie die Indianer in den USA oder die Aborigines in Australien.
Meine erste Bärenbegegnung war gleich eine Grizzlymama mit 3 kleinen knuddeligen Bärenkindern. Drei Junge kommt anscheinend extrem selten vor.
Die Bärenmama hatte sichtlich Mühe die quirlige Kinderschar unter Kontrolle zu bringen und musste mich auch noch im Auge behalten. Dieser Anblick dieser Bärenfamilie war für mich ein so tiefgreifendes und berührendes Erlebnis, dass es mir wirklich schwer viel, den Rückzug anzutreten.
Aber es kam mir dann doch rechtzeitig der letzte Punkt einer Verhaltenscheckliste bei Bärenbegegnungen in Erinnerung. Sinngemäß heisst es da: bei einem aggressiven Grizzly hat man ganz schlechte Karten: kämpfen, rennen, auf Bäume klettern - alles sinnlos. Auch auf gute Beine und ein schnelles Fahrrad kann man sich nicht verlassen. Trotz dem etwas behäbigen Erscheinungsbildes, kann ein Baer unglaubliche 50 km/h schnell rennen.Man kann sich dann nur noch auf den Boden legen, einrollen und darauf hoffen, dass der Baer das Interesse an einem verliert. Grausame Vorstellung.
Bei Braun- und Schwarzbären stehen die Chancen etwas besser halbwegs heil davonzukommen.






Beim Meziadin Lake zweigt eine Strasse ab hinunter zur Küste nach Steward, der nördlichste, ganzjährig eisfreie Hafen, von dem aus Holz in Richtung Süden verschifft wird.
Die Ausblicke unterwegs sind grandios. Der mächtige bearglacier zieht sich bis herunter zum Highway.






Und immer wieder Bären...


Steward ein kleines, gemütliches Nest an der Küste hat heute stark an Bedeutung verloren.  Seine  exponierte Lage zwischen Meer und zweitausend Meter hohen Bergen und ein letzter Rest  Glanz einer einst wichtigen Hafenstadt, verleihen der Stadt einen besonderen Charme.
Zwei Tage übernachte ich hier auf einem Campingplatz. Am Frühstückstisch eine illustre Runde. Piotr ein Motorradfahrer. Vor der Wende aus Polen geflohen und lebt er jetzt in Kalifornien. Ein  Pärchen aus Tschechien, das in Whistler, einem Schigebiet,  arbeitet, eine First Nation Familie mit sieben Kindern und ich. Ungewöhnliche Begegnungen wie diese, bleiben irgendwie für immer.
Nur zwei Kilometer sind es von hier bis Hyder, einer der schrägsten Orte, die ich je gesehen habe. Schwer zu glauben, dass hier zu Goldrushzeiten 10.000 Menschen gelebt  haben. Geblieben sind nur noch ein Touristenhotel, ein paar schön renovierte Gebäude und viele verfallenen Häuser, in denen sich urige Gestalten einquartiert haben, die hier offensichtlich ihre kleine, heile Welt gefunden haben. Und sollte ich einmal wirklich meine Ruhe haben wollen, kommt mir sicher wieder Hyder in den Sinn.
Obwohl der Ort alleine die Reise wert ist, kommen die meisten Leute wegen dem Fish Creek nach Hyder.








Am Fish Creek kann man mit etwas Glück und Geduld Grizzlies beim Fischen beobachten. Von Juli bis September kommen tausende Lachse einem unergründlichen Gesetz der Natur folgend zurück aus dem Meer genau in diesen kleinen Fluss, um hier ihre Eier abzulegen. Es ist irgendwie ein herzzerreissendes Schauspiel den Lachsen dabei zuzusehen, wie sie sich mit allerletzter Kraft gegen die Strömung flussaufwärts kämpfen um dann irgendwann sterbend wieder Richtung Meer zu treiben.
Dieser Ort ist für Bären das wahre Schlaraffenland und es machte irgendwie den Eindruck, als ob die Bären zwischendurch auch manchmal zum Zeitvertreib zum Fluss kommen. Sie krallen sich dann Lachse aus dem Wasser und werfen sie lustlos in der Gegend herum.  




In Hyder läuft schon mal ein Schwarzbär mitten durch den Ort.





Auf dem Rückweg von Steward zum Cassiarhighway kam ich wieder am Bearglacier vorbei und fragte mich, warum da keiner zu diesem Gletscher hinueberwandert, wenn er schon so nahe ist. Das Problem war der etwa hüfttiefe Fluss der vom Gletschersee in Richtung Steward abfloss. Nach mehreren haarsträubenden Versuchen schaffte ich es dann glatt auf die andere Seite. Zur Belohnung sah ich den Gletscher aus wirklich ungewöhnlichen Perspektiven.




Schwarzbären sind sehr scheu und schwer zu fotografieren. Sobald sie Menschen wittern flüchten sie in die Büsche.




Sehr passend.





In vielen First Nation Dörfern stehen beindruckende Totempfähle, die sehr oft nur als Kunstwerke betrachtet werden, in Wirklichkeit aber sehr tiefgründige Geschichten erzählen, die mit Familien oder Sippen verknüpft waren.





Für mich in dem Fall North from Alaska. Ab in wärmere Gefilde.



Auf dem yellowhead Highway in der Nähe von Moricetown fliesst der Bulkley River durch eine enge Schlucht. Hier  kann man beobachten, wie First Nation People auf traditionelle Weise mit Speeren und Netzen Lachse fischen. Grossartig sie dabei zu beobachten und es ist verblüffend aber die geschicktesten Fischer haben bei jedem Versuch einen Riesenlachs im Netz.



Nach dem Cassiarhighway ändert sich die Landschaft dramatisch und die dichten Wälder weichen hügeligem Farmland auf dem Rinderherden und Pferde grasen.



Gleichzeitig ändert sich auch das Wetter zum Guten. Anstatt mit trommelnden  Regentropfen begrüßt einem der neue Tag mit wärmenden Sonnenstrahlen.



In jedem Reiseführer gehört der Icefieldparkway zwischen Jasper und Banff zu den absoluten Highlights Kanadas. Und wirklich man kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus mit welch beeindruckender Schönheit die Landschaft
hier aufwarten kann. Natürlich muss man einerseits die Eindrücke mit vielen anderen Menschen teilen,  andererseits ist es aber sehr einfach den Massen aus dem Weg zu gehen und oft reichen schon wenige Schritte und man steht mitten in einsamer Natur.




Morgenstimmung in den Rockies.



Die Chancen stehen nirgends besser, Tieren etwas naeherzukommen.







Mountaingoats - extrem scheu und unnahbar - nicht aber im Jaspers Nationalpark.


Athabascan waterfalls - einer der vielen Highlights auf dem Icefielparkway.





Lake Louise / Treffpunkt der Reichen und Schönen. / hier finden im Winter Weltcup-Schirennen statt.





Zauberhafte Orte wie den Morraine Lake muss man mit vielen Touristen teilen. Aber schon die minimalste Anstrengung reicht und man hat ein kleines Paradies für sich ganz allein.



Eichhörnchen sind in Kanada immer und überall mit dabei.




Kaum zu glauben aber Barkerville / war zu Zeiten des Goldrausches noch eine der groessten und wichtigsten Städte in ganz Nordamerika. Einige Gebäude wurden detailgetreu renoviert und das Leben von damals wird heute mit richtigen Schauspielern nachgespielt. So kann man zum Beispiel eine Schule besuchen und erleben wie der Unterricht damals ablief. Oder eine Gerichtsverhandlung. Alles sehr originell gemacht.
Interessante Einblicke und sehr Kurzweilig.




In der Naehe von Barkerville gibt es einen einzigartigen Ort namens Wells. Der hat mich eigentlich noch mehr
fasziniert. Die Häuser stammen aus der selben Zeit nur anstatt Schauspieler leben hier wirklich Menschen. Ziemliche Freaks mit starkem Hang zu expressiven Farben.
Ein Treffpunkt fuer Kuenstler, Kreative und Aussteiger.






Leider war es sehr bewoelkt, bei der Ankunft in Vancouver. Aber der erste Eindruck ist toll.
Eine kunterbunte Mischung aus Menschen aller Farben und Nationen. Fjordaehnliche Wasserstrassen ziehen sich durch die Stadt und riesige Parks bieten Platz zum atmen.