Mittwoch, 2. Mai 2012

Highlander...






Die weitere Strecke von Coban durch das Hochland von Guatemala zum Lago Atitlan war für mich ein Höhepunkt meiner bisherigen Route. Sie bietet alles, was das Reisen spannend macht. Die Gebirgslandschaften sind beeindruckend, die Strassen eine riesige Herausforderung und  in den Orten und Städten entlang der Strecke ist das tägliche Leben der Bewohner noch sehr von jahrhundertealten Traditionen geprägt. 









2008 ging hier eine gigantische Mure ab und begrub viele Häuser und Fahrzeuge unter sich. Seit dem gibt es nur eine verwegene Behelfsstrasse, die von Auto- und Busfahrern sehr gefürchtet wird. 



Obwohl das Leben inmitten dieser Gebirgslandschaften viele  Entbehrungen mit sich bringt, war ich erstaunt, wie dicht diese Region Guatemalas besiedelt ist. Zwischen den wenigen größeren Städten, in denen ich meistens in  einfachen Unterkünften übernachten konnte, radelte ich   durch zahlreiche kleine Dörfer und Siedlungen. Ständig begegnete ich interessanten Menschen und wurde überall freundlich gegrüßt.
Nachdem die Bevölkerung im El Peten Regenwald eher zurückhaltend  und wortkarg war, machte es hier wieder Freude, sich mit den Menschen entlang der Strecke zu unterhalten. 


Der Eisverkäufer ist nicht zu überhören und bringt ein wenig
Genuss in das oft karge Leben der Hochlandbewohner.




Da die Region abseits der grossen Sehenswürdigkeiten, wie z. B. dem Atitlansee oder den Ruinen von Tikal, liegt und selbst mit dem Bus  recht umständlich zu bereisen ist,  wird sie verhältnismäßig selten von Touristen besucht. In  manchen Orten war ich  sogar der einzige Fremde und zog dementsprechend viel Aufmerksamkeit auf mich. 
Vor allem Kinder waren immer sehr neugierig, freuten sich über die willkommene Abwechslung und stürmten schon hin und wieder aus der Klasse, um mich zu begrüßen. 



Plaza mit Iglesia in Uspantan


"Den groessten Schatz, den ich in meinem 
Leben habe, ist die Fähigkeit zu träumen.
Selbst in den aussichtslosesten Momenten, 
in den härtesten und schwierigsten 
Situationen war ich in der Lage, von 
einer schöneren Zukunft
zu träumen."

Rigoberta Menchu Tum

Uspantan ist die Heimat von Friedensnobelpreis-trägerin Rigoberta Mencchu. Sie hat sich für die Rechte der Indigenas eingesetzt und
dafür weltweit Anerkennung erhalten. Interessanterweise ist sie gerade hier, in ihrer unmittelbaren Heimat, sehr umstritten. 
Ein Einheimischer,  mit dem ich mich eine Weile unterhielt, schien  sogar einen richtigen Hass auf die Frau zu haben und meinte, dass sie auch wirklich absolut nichts zur Verbesserung der Lebensumstände hier im Hochland von Guatemala beigetragen hätte.  
Die Lebensweise der Menschen in den Hochlandstädten ist geprägt von einer uralten 
immer noch weitgehend intakten Indigenakultur.
Obwohl der technische Fortschritt, in Form von Handy und Internet, auch vor diesen Regionen nicht halt macht, ist es erstaunlich, wie sehr   das tägliche Leben der meisten Menschen, traditionellen Mustern  folgt. 
Manchmal nahm ich mir einfach ein Beispiel an den Einheimischen, setze mich auf eine Bank, beobachtete die Menschen und liess  das turbulente Geschehen  um mich herum auf mich wirken.  











Auf den Strassen von Uspantan:


















Die meisten Menschen leben hier von der Landwirtschaft. Es wird vor allem Mais, aber auch viele verschiedene Gemüsesorten angebaut. Der Boden ist sehr fruchtbar und auch an Wasser herrscht hier kein Mangel. 
Auf den lokalen Märkten kann man dann die unglaubliche Fülle an Nahrungsmitteln bestaunen, die in der Umgebung geerntet wird. 






Die Strecke ist erfreulich abwechslungsreich, was zusammen mit den freundlichen Menschen  dazu beitrug, dass ich mich trotz der Strapazen immer wieder neu motivieren konnte.  Die Strassen hier gehören zu den steilsten in ganz Lateinamerika. Auf dem ganzen Weg zum Atitlansee gibt es kaum einen flachen Meter. Nur ganz selten gönnte mir diese ruhelose Topografie eine Verschnaufpause und zwar dann, wenn  die Strasse dem Lauf eines Flusses folgte. 














Häuser werden hier im Hochland von Guatemala immer noch aus Lehmziegeln gebaut. Sie werden  an der Luft getrocknet und manchmal mit Stroh verstärkt. Diese Bauweise ist in ganz Lateinamerika seit Urzeiten weit verbreitet. 

Der größte Vorteil dieser Ziegel ist die Wärmespeicherung. Während des Tages werden sie von der Sonne aufgeheizt, um dann nachts  die gespeicherte Wärme langsam wieder abzugeben. Aus diesem Grund ist es in einem Lehmziegelhaus tagsüber relativ kühl, nachts jedoch angenehm warm. 






Noch ein paar Eindrücke von dieser fantastischen Strecke:


Manche Siedlungen machen einen etwas trostlosen
Eindruck. In dieser Gegend hat das Militär im
Bürgerkrieg die Bevölkerung ganzer Dörfer
umgebracht. Die Narben dieser Zeit werden
wohl nie ganz verheilen. 


Frauenfussball  - macht Hoffnung in einer
absoluten Machogesellschaft. 

Die Plaza eines Dorfes ist der Mittelpunkt des
sozialen Lebens und immer der
erste Ort, den ich aufsuche. 

Hier hat jeder Zeit für eine
kleine Unterhaltung.

Das Müllproblem ist gewaltig und allgegenwärtig
in Guatemala. 

Guatemaltecos sind Patrioten und lieben ihr
Land. Manchmal die Häuser ganzer Dörfer
mit politischen Parolen verziert. Dieses Dorf
hatte ausschliesslich rote Patriotenhäuser. 


Etwas deplatziert....

Die kleinen sind immer mit
von der Partie.


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