Die weitere Strecke von Coban durch das Hochland von Guatemala zum Lago Atitlan war für mich ein Höhepunkt meiner bisherigen Route. Sie bietet alles, was das Reisen spannend macht. Die Gebirgslandschaften sind beeindruckend, die Strassen eine riesige Herausforderung und in den Orten und Städten entlang der Strecke ist das tägliche Leben der Bewohner noch sehr von jahrhundertealten Traditionen geprägt.
2008 ging hier eine gigantische Mure ab und begrub viele Häuser und Fahrzeuge unter sich. Seit dem gibt es nur eine verwegene Behelfsstrasse, die von Auto- und Busfahrern sehr gefürchtet wird.
Obwohl das Leben inmitten dieser Gebirgslandschaften viele Entbehrungen mit sich bringt, war ich erstaunt, wie dicht diese Region Guatemalas besiedelt ist. Zwischen den wenigen größeren Städten, in denen ich meistens in einfachen Unterkünften übernachten konnte, radelte ich durch zahlreiche kleine Dörfer und Siedlungen. Ständig begegnete ich interessanten Menschen und wurde überall freundlich gegrüßt.
Nachdem die Bevölkerung im El Peten Regenwald eher zurückhaltend und wortkarg war, machte es hier wieder Freude, sich mit den Menschen entlang der Strecke zu unterhalten.
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Der Eisverkäufer ist nicht zu überhören und bringt ein wenig Genuss in das oft karge Leben der Hochlandbewohner. |
Da die Region abseits der grossen Sehenswürdigkeiten, wie z. B. dem Atitlansee oder den Ruinen von Tikal, liegt und selbst mit dem Bus recht umständlich zu bereisen ist, wird sie verhältnismäßig selten von Touristen besucht. In manchen Orten war ich sogar der einzige Fremde und zog dementsprechend viel Aufmerksamkeit auf mich.
Vor allem Kinder waren immer sehr neugierig, freuten sich über die willkommene Abwechslung und stürmten schon hin und wieder aus der Klasse, um mich zu begrüßen.
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Plaza mit Iglesia in Uspantan |
Uspantan ist die Heimat von Friedensnobelpreis-trägerin Rigoberta Mencchu. Sie hat sich für die Rechte der Indigenas eingesetzt und
dafür weltweit Anerkennung erhalten. Interessanterweise ist sie gerade hier, in ihrer unmittelbaren Heimat, sehr umstritten.
Ein Einheimischer, mit dem ich mich eine Weile unterhielt, schien sogar einen richtigen Hass auf die Frau zu haben und meinte, dass sie auch wirklich absolut nichts zur Verbesserung der Lebensumstände hier im Hochland von Guatemala beigetragen hätte.
Die Lebensweise der Menschen in den Hochlandstädten ist geprägt von einer uralten
immer noch weitgehend intakten Indigenakultur.

Manchmal nahm ich mir einfach ein Beispiel an den Einheimischen, setze mich auf eine Bank, beobachtete die Menschen und liess das turbulente Geschehen um mich herum auf mich wirken.
Auf den Strassen von Uspantan:

Die meisten Menschen leben hier von der Landwirtschaft. Es wird vor allem Mais, aber auch viele verschiedene Gemüsesorten angebaut. Der Boden ist sehr fruchtbar und auch an Wasser herrscht hier kein Mangel.
Auf den lokalen Märkten kann man dann die unglaubliche Fülle an Nahrungsmitteln bestaunen, die in der Umgebung geerntet wird.
Die Strecke ist erfreulich abwechslungsreich, was zusammen mit den freundlichen Menschen dazu beitrug, dass ich mich trotz der Strapazen immer wieder neu motivieren konnte. Die Strassen hier gehören zu den steilsten in ganz Lateinamerika. Auf dem ganzen Weg zum Atitlansee gibt es kaum einen flachen Meter. Nur ganz selten gönnte mir diese ruhelose Topografie eine Verschnaufpause und zwar dann, wenn die Strasse dem Lauf eines Flusses folgte.
Häuser werden hier im Hochland von Guatemala immer noch aus Lehmziegeln gebaut. Sie werden an der Luft getrocknet und manchmal mit Stroh verstärkt. Diese Bauweise ist in ganz Lateinamerika seit Urzeiten weit verbreitet.
Der größte Vorteil dieser Ziegel ist die Wärmespeicherung. Während des Tages werden sie von der Sonne aufgeheizt, um dann nachts die gespeicherte Wärme langsam wieder abzugeben. Aus diesem Grund ist es in einem Lehmziegelhaus tagsüber relativ kühl, nachts jedoch angenehm warm.
Noch ein paar Eindrücke von dieser fantastischen Strecke:
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Frauenfussball - macht Hoffnung in einer absoluten Machogesellschaft. |
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Die Plaza eines Dorfes ist der Mittelpunkt des sozialen Lebens und immer der erste Ort, den ich aufsuche. |
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Hier hat jeder Zeit für eine kleine Unterhaltung. |
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Das Müllproblem ist gewaltig und allgegenwärtig in Guatemala. |
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Guatemaltecos sind Patrioten und lieben ihr Land. Manchmal die Häuser ganzer Dörfer mit politischen Parolen verziert. Dieses Dorf hatte ausschliesslich rote Patriotenhäuser. |
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Etwas deplatziert.... |
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