Donnerstag, 7. Juni 2012

Querido Ecuador...


Ecuador empfängt mich mit Regen und kühlen Temperaturen.  Seit langem muss ich wieder einmal die Handschuhe aus den Taschen kramen. Aber es geht hoffentlich langsam dem Ende der Regenzeit entgegen, und nach dem Kalender müsste das Wetter  eigentlich tag für Tag  besser werden.
Durch ausgedehntes Farmland radle ich Richtung Süden. Jede verfügbare Fläche wird hier bewirtschaftet und die hügelige Landschaft präsentiert sich als beeindruckendes Mosaik aus Feldern in allen möglichen Braun- und Grüntönen.





Im Norden Ecuadors trifft man immer wieder
Rennradfahrer. 


 Vegetarier und Tierfreunde haben es
manchmal nicht ganz leicht in diesen
Laendern. 



Bizcochos, ein traditionelles Gebäck in
Ecuador. 

Tortillas sehen in jedem Land anders aus.
In Ecuador gibt es sie als süße und salzige Version.


Meerschweinchen gelten als Spezialität in Ecuador. 











Einer der faszinierendsten Aspekte einer Radtour durch Südamerika ist die vielseitige Landschaft. Schon kurz nach der Grenze fällt die Strasse von über 3000 m hinunter auf ungefähr 1500 m. 
Von einem kühlen, windigen Hochplateau rauscht man  ins wunderbar warme  und trockene Chotatal. 
Die Vegetation ändert sich dramatisch,  Kakteen und Zuckerrohrfelder bestimmen das Landschaftsbild. 
Afroamerikanische Nachfahren von Sklaven haben sich hier angesiedelt. Durch die Vermischung mit andiner Kultur, ist hier ein eigenartiger kleiner Mikrokosmos entstanden, der unter anderem in "Bomba" ihren Ausdruck findet. Bomba ist eine eigentümliche Musik, in der sich afrikanische Trommeln mit traditionellen Instrumenten der Anden vermischt haben. 
Am Strassenrand verkaufen die Menschen Zuckerrohrsaft und alle möglichen Früchte.  




Blick ins Chotatal









Nachdem man wieder aus dem Chotatal herausgeklettert ist und Ibarra, die groesste Stadt im Norden Ecuadors, hinter sich gelassen hat, erreicht man bald Otavalo.
Otavalo ist vor allem für seinen Sonntagsmarkt bekannt, mittlerweile eine der größten Touristenattraktionen in Ecuador.
Otavalenos gelten als meisterhafte Weber, als sehr fleissig und geschäftstüchtig.  Ihre handgewobenen Textilien werden in die ganze Welt exportiert. Das hat zu einem beträchtlichen Wohlstand geführt, der unter anderem bei einem Spaziergang durch die Stadt leicht zu erkennen ist.
Traditionen wird ein hoher Stellenwert eingeräumt, und Menschen in traditionellen Trachten bestimmen das Strassenbild in Otavalo.
Vor allem Frauen,  mit ihren weissen bestickten Blusen, blauen Röcken und dem auffallenden Halsschmuck sind beeindruckende Erscheinungen. Schon in ihrem Gang kommt jede Menge Stolz und Selbstbewusstsein zu Ausdruck.






Kurz vor Quito, in Cayambe, überquere ich den Äquator.























Ecuador ist ein unglaublich vielseitiges Land. Schöne Strände, tropische Regenwälder, gletscherbedeckte Berge, um nur einige seiner Attraktionen zu nennen. Es würde sich lohnen, ein wenig kreuz und quer durch die Lande zu kurven.   Aber das Wetter ist einfach trostlos und ein hartnäckiger Nebel nimmt der Landschaft viel von seinem Reiz. Selbst der mächtige Cotopaxi hat sich noch nicht ein einziges Mal blicken lassen.
Deshalb beschliesse ich ohne grosse Umwege, auf dem kürzestem Weg, in Richtung Süden zu radeln.
Aber auch der kürzeste Weg ist in Ecuador anspruchsvoll, wenn man auf einem Fahrrad sitzt. Ein langer Anstieg folgt dem nächsten. Die Dimensionen in den Anden sind einfach gigantisch.
Da ich Quito von früheren Reisen her kenne und ich auch kein Freund grosser Städte bin, umfahre ich die Hauptstadt.
In Ambato beschliesse ich die Panamericana zu verlassen, um den Chimborazo zu umrunden. In der Hoffnung, dass sich der dichte Wolkenvorhang um den riesigen Berg öffnet, radle ich auf einer  wenig befahrenen Strasse  bis auf 4300 m  direkt in den Nationalpark.
Tatsaechlich dringen am Nachmittag die ersten Sonnenstrahlen durch das Wolkenmeer, und schon bald   steht der über 6000 m hohe Chimborazo in seiner ganzen Schönheit vor mir.  Ein grandioser Anblick.
Kurz vor der  Dämmerung stelle ich mein Zelt direkt am Fusse des Berges auf, setze mich auf einen Stein und bestaune wie das Licht der untergehenden Sonne den mächtigen Gipfel verzaubert. Ein eisiger Wind pfeift über das Hochplateau.
Ganze Herden scheuer Vicunas und einige Lamas leisten mir Gesellschaft. Ein unvergesslicher Moment, den mir das Leben hier wieder einmal schenkt.
Am nächsten Morgen radle ich auf  rauen und sandigen Pisten durch das Hochplateau, um Vicunas zu beobachten. Unglaublich wie perfekt sich diese Tiere an diese unwirtliche Gegend angepasst haben.


















In Riobamba treffe ich wieder auf die Panamericana. Nachdem ich den Chimborazo nun fast drei Tage lang mächtig über mir thronte, beschliesse ich spontan einen Besteigungsversuch zu starten.
In Riobamba gibt es Agenturen, bei denen man die notwendige Ausrüstung bekommt und einen Bergführer organisieren kann.
Schon am nächsten Tag sitze ich zusammen mit 3 Deutschen und 3 Einheimischen Bergführern in einem Auto zum Chimborazo.
Nach einem kurzen Fussmarsch erreichen wir am frühen Nachmittag die Whymperhuette auf 5000 m.
Wir verbringen den Nachmittag mit Teetrinken und nach dem Abendessen liegen wir bereits um 18.00 h im Schlafsack. Um 23.00 Uhr soll es bereits losgehen. Also versuche ich, noch etwas Schlaf zu finden. Bis auf leichtes Kopfweh geht es mir gut, aber mit dem Schlafen funktioniert es einfach nicht. Eine Mischung aus Aufregung, der Höhe und dem eisigen Sturm draussen, der an der Hütte rüttelt, hält mich wach.
Nach einem kurzen Frühstück stehen wir um 23.00 Uhr vor der Hütte, bereit zum Abmarsch.
Detlef, einem der deutschen Bergsteiger, geht es so schlecht, dass er beschliesst in der Hütte zu bleiben.
Also sind wir noch 3 Gäste und 3 Bergführer.
Langsam steigen wir in geroelldurchsetztem  Gelände höher. Es weht zwar ein starker Wind, aber sonst ist das Wetter eigentlich ganz gut.
Darum bin ich auch ziemlich überrascht, als die Bergführer bereits nach 1 1/2 Stunden beginnen, vom Rückzug zu sprechen. Durch den Wind herrsche extreme Steinschlaggefahr.
Nach einer weiteren halben Stunde ist es dann soweit. Wir kehren um.
Für mich eine Riesenenttäuschung. Vor allem weil ich immer noch den Verdacht habe, dass das Ganze auch ein wenig an der fehlenden Motivation der Bergführer gelegen hat.
Aber was soll's. Ich werde es verkraften.

























Das faszinierendste für mich in Ecuador sind die Indiomaerkte. Hier ein Streifzug durch einen der schönsten und authentischen Märkte in Ecuador.














































Auf dem Weg nach Cuenca schlängelt sich  die Panamericana in stetem Auf und Ab durch grossartige Gebirgslandschaften.