Donnerstag, 20. September 2012

Bolivien...








Einige Kilometer nach der bolivianischen Grenze erreiche ich Copacabana, einen kleinen, beschaulichen Ort, eingebettet in sanfte Hügel, direkt am Ufer des Titicacasees.
Vom See führen steile, enge Gassen hinauf zur Plaza und zur berühmten Basilika.
Copacabana ist der wichtigste Wallfahrtsort in Bolivien. Jeden Tag wartet eine ganze  Schlange kunterbunt geschmückter Fahrzeuge vor der Kirche, um anschliessend wieder mit himmlischem Segen, in die harte Realität des bolivianischen Verkehrs zurueckzukehren.

Ansonsten wirkt der Ort gemütlich, fast ein wenig verschlafen und erst am späteren Vormittag füllen ein paar wenige Touristen die Strassen langsam mit Leben. Zwischen den vielen Souvenirgeschaeften,  Restaurants und Tourveranstaltern sitzen einige  verwegene Gestalten, die versuchen selbstgemachten Schmuck,   Rauchutensilien und allerhand Kreatives an den Mann zu bringen.
Während des Tages sorgt die Sonne an fast 300 Tagen im Jahr für angenehme Temperaturen und   abends fuer ein grossartiges Farbenspektakel, wenn sie am Horizont langsam im See versinkt.
Copacabana ist ein wahrlich idyllischer Ort in bezaubernder Landschaft. Gerade an einem solchen Ort, in dem noch dazu der Grossteil der Bevölkerung vom Tourismus lebt,  stimmt es mich besonders nachdenklich, dass es hier offensichtlich niemanden gibt, der sich um die Müllentsorgung kümmert. Das    Seeufer, die Strassen und die ganzeUmgebung der Stadt ist mit riesigen Mengen Muell verschmutzt.










Armee der Träumer mit dem hehren Ziel,
die Welt zu retten.








Strassenbaustelle in Copacabana



Nach über zwei Monaten in Peru radle ich mit gemischten Gefühlen ueber die Grenze nach Bolivien. Einerseits freue ich mich auf das neue Land, die neue Kultur und intensive Naturerlebnisse. Andererseits weiss ich von einer frueheren Reise, dass dieses Land, mit seinem rauen Klima, den steinigen Strassen und den vielen sehr duenn besiedelten Regionen,  jede Menge Herausforderungen für Reisende bereithält. Der Lebensstandard in Bolivien ist erschreckend niedrig und wenn man erlebt, unter welchen Umstaenden die Menschen in den kleinen Doerfern auf dem Land leben müssen, kommt man unwillkürlich ins Gruebeln. Es ist mir oft Armut begegnet, in den letzten Monaten. Eine Reise durch Lateinamerika macht eben manchmal auch sehr betroffen und laesst einem mit dem Gefühl der Ohnmacht zurueck.  In Bolivien begleitet  mich dieses Gefühl öfters und es ist intensiver,  als in anderen Ländern.  Manchmal hat man fast ein wenig das Gefuehl, viele Bolivianer haben  resigniert und ihren Glauben an den Fortschritt verloren.  Vielleicht wurden zu viele Hoffnungen, die sie in ihren Praesidenten Evo Morales gesetzt haben, bitter enttäuscht.  Ich befuerchte sein radikaler politischer Kurs und die Verteufelung des Kapitalismus bringt dem Land keinen Nutzen.

Nach Copacabana führt die Strasse hoch über dem
Titicacasee entlang und bietet grossartige Aussichten. 


Titicacasee mit der Cordillera Real im Hintergrund.




Eine etwas in die Jahre gekommene Fähre führt über einen
Arm des Titicacasees.




Auf dem Weg nach La Paz.

Bolivianer, besonders in laendlichen Regionen,  sind Touristen gegenüber manchmal sehr reserviert. Umso erfreulicher und unvergesslicher ist es, wenn man hier auf offene Menschen trifft und herzliche Gastfreundschaft erfahren darf. 


Strassenverkaeufer in El Alto.

Eine atemberaubende Stadt - La Paz


















Kaelte, Wind, Staub und Müll,  das taegliche Leben ist oft richtig "hartes Brot" in vielen bolivianischen Atliplanodoerfern.



Extreme Weite und karge Landschaft...

Eine der wenigen guten Asphaltstrassen in Bolivien
fuehrt von La Paz nach Oruro.







Die Laeden sind klein geworden, und man bekommt oft nur
das Allernotwendigste. 



Bald nach Huari beginnt eine 400 km lange "Radtortur". Eine sandige
Wellblechpiste, die manchmal nur mit groesster Anstrengung befahrbar ist,
führt über Uyuni nach Tupiza. 

Nach 100 km Wüste mal wieder ein kleiner Ort. 

Durchbeißen und Ruhe bewahren...







Man muss sich über intensiven Farben,  Stille, Einsamkeit und über die Weite
der Landschaft freuen können, um hier eine gute
Zeit zu haben. 








Die Nächte sind bitterkalt hier auf ueber 4000 m. Den Sonnenuntergang
geniesst man am besten vom  Schlafsack aus.