Montag, 12. März 2012

Chiapas...


San Cristobal liegt in einem Tal im Hochland von Chiapas auf etwa 2000 m Meereshöhe und ist von Kiefernwäldern, Viehweiden und Getreidefeldern umgeben. Die Tage hier sind angenehm warm und die Nächte wohltuend kühl. Die engen Kopfsteinpflastergassen, die liebevoll restaurierten jahrhundertealten Häuser, die farbigen Indiomärkte und das fantastische Licht des Hochlands verleihen dieser Stadt eine ganz besondere Atmosphäre. Man braucht auch wirklich nicht lange, um zu erkennen, warum viele Reisende hier "hängen geblieben" sind und in San Cristobal eine neue Heimat gefunden haben. Auch ein spanischer Reiseradler lebt seit Jahren hier und hat ein kleines, gemütliches Hostal, das "Hostalito" eröffnet, in dem Radfahrer ganz besonders willkommen sind.  



















San Cristobal und vor allem die Indidoerfer in der Umgebung, gelten als Hochburgen der Zapatisten. Der revolutionäre Geist der Rebellen weht hier durch die Gassen und der langwierige und kompromisslose Einsatz für bessere Lebensumstände der Indigenas ist hier besonders tief verwurzelt.
Zapatistenfuehrer Marcos und andere lateinamerikanische Freiheitskämpfer werden hier als wahre Helden verehrt. 

Als Reisender findet man in San Cristobal alles was das Herz begehrt. Croissants zum Frühstück in einer französischen Bäckerei und abends eine richtige Pizza in einem italienischen Restaurant. Irgendwo soll es sogar ein oesterreichisches Restaurant geben. 
In der Fußgängerzone Real de Guadalupe reihen sich Restaurants, Bars und unzählige Souvenirgeschaefte aneinander. 
Trotz dieser umfangreichen touristischen Infrastruktur, und das ist für mich das eigentlich Erstaunliche an San Cristobal, hat man an diesem Ort trotzdem irgendwie das Gefühl, ein besonders faszinierendes und authentisches Stück Mexiko erleben zu können. Die Stadt bietet wirklich außergewöhnliche Kontraste. Morgens ein Frühstück in der Real de Guadalupe und anschliessend ein Rundgang durch den  eindrucksvollen Indiomarkt.
Leider kämpfe ich in San Cristobal ein paar Tage mit Verdauungsproblemen und fühle mich ein wenig niedergeschlagen. Meine Energie reicht gerade einmal aus, die Fußgängerzone ein paar mal auf und ab zu  schlendern. Aber was soll's, San Cristobal ist wirklich nicht der schlechteste Ort, um sich ein wenig auszukurieren und um neue Energie zu tanken.
Ich treffe hier auch die Reiseradler Achim, Barbara und Andre aus Deutschland wieder.  Unsere Wege haben sich schon einmal ganz kurz in La Paz auf der Baja California gekreuzt. Wir verbringen ein paar gemütliche Abende mit Bier, Mezcal,  gutem Essen und vor allem vielen Geschichten im Hostalito. Unglaublich wie gut das tut, Gleichgesinnte zu treffen, mit denen man über diese einzigartige Form des Reisens philosophieren kann. 
Diese Begegnungen   sind  etwas ganz Besonderes, gehen sehr tief und man spürt oft schon nach kurzer Zeit eine starke verbindende Kraft.























Eine ganze Woche verbringe ich in San Cristobal. Ich lasse es mir richtig gutgehen. Fast zwei Tage bin ich damit beschäftigt Dinge zu sammeln, die ich in der Schule für den Unterricht verwenden möchte. Kleidungsstücke, Spielzeug, Bilder, Schuhe, Taschen. Schliesslich macht sich ein Riesenpaket auf den Weg in die Heimat.
San Cristobal gehört zu jenen Orten, an denen man sein Ziel schnell aus den Augen verliert und an denen es   wirklich genug Gründe dafür gibt einfach noch einen Tag länger zu bleiben.  Ich schaffe es aber dann doch, mich zu lösen und mache mich auf den Weg zu den berühmten Mayaruinen in Palenque.  

Es ist verrückt, aber selbst nach vielen tausenden Kilometern hat das Reisen  für mich nichts an seiner Faszination eingebüßt. Im Gegenteil ich habe das Gefühl  die Umwelt immer intensiver wahrzunehmen und empfinde  grenzenlose  Freude und   tiefste Zufriedenheit darüber, mein Leben mit dieser unfassbaren Fülle an Eindrücken und Erfahrungen bereichern zu können.

Vom Hochland Chiapas' windet sich eine haarsträubend kurvige Strasse  hinunter in die Ebene Yucatans.  Kleine Zapatistendoerfer säumen die Strecke,  aber verwitterte Hinweisschilder und verblichene Aufschriften auf Bäumen und Steinen, deuten darauf hin, dass  die Zapatistenbewegung in den letzten Jahren viel an Bedeutung eingebüßt  hat und in der politischen Realität Mexikos nur noch eine sehr untergeordnete Rolle spielt.  Dabei haben ihre einstigen Anliegen und Forderungen nichts an ihrer Aktualität verloren. 



















Erstmals in Mexiko begegne ich hier in den Bergen von Chiapas bitterer Armut. Absolut nichts vom technischen Fortschritt und beachtlichem Wirtschaftswachstum dieser Nation scheint scheint sich auf das Leben der Menschen in dieser Region Mexikos auszuwirken. 
Sicher auch ein Grund, warum ich hier  wenig spüre von   der Freundlichkeit und Herzlichkeit, die mich auf meinem langen Weg durch dieses Land begleitet haben.  Die vielen Gringorufe, die den ganzen Tag auf mich einprasseln, geben mir so richtig das Gefühl, ein Eindringling aus einer anderen Welt zu sein. 



















In der Gegend um Ocosingo dominieren Kaffeeplantagen das Landschaftsbild und  jede ebene Fläche, manchmal auch der Strassenrand oder der Pausenplatz einer Schule, wird zum Trocknen von Kaffeebohnen verwendet. 
Kurz vor Palenque bieten mir die Wasserfälle und die tuerkisblauen Pools von Agua Azul eine willkommene Abkühlung von der mittlerweile tropischen Hitze Chiapas'. Leider büßt dieser wunderbare Ort durch hunderte Touristen, die jeden Tag mit riesigen Reisebussen aus Palenque kommen, viel von seiner Idylle ein. 
Aber zum Sonnenauf- und untergang sitze ich mutterseelenallein in dieser fantastischen Landschaft und lasse einen dieser besonderen Momente auf mich wirken, die mich immer wieder für die mühsamen Tage und körperlichen Strapazen des Radreisens entschädigen. 

















Palenque gehört zu den bekanntesten Touristenattraktionen Mexikos. Voller Ehrfurcht begebe  ich mich auf eine Zeitreise zurück zur Hochblüte der Mayakultur und wandere staunend durch die jahrhundertealten Tempel  mitten im Regenwald. Obwohl ich nicht gerade zu den esoterisch veranlagten Menschen gehöre, muss ich zugeben, dass ich zwischen diesen riesigen, jahrhundertealten Bauwerke eine besondere Magie spürbar ist.  


















Wenige Kilometer von den Ruinen entfernt liegt El Panchan. Eine kleine Kolonie aus einfachen Holzhütten mit Strohdächern und einem Restaurant mitten im Regenwald, Es ist eine kleine Oase des Friedens inmitten üppiger, tropischer Vegetation. Noch bunter als die Blüten der Orchideen in El Panchan,  ist die Mischung an Menschen, die den Weg  in dieses kleine Paradies gefunden haben. Hippies, Aussteiger, Esoteriker,  Intellektuelle und allerhand Reisende, auf der Suche nach Außergewöhnlichem. Am Tage durchdringt nur das Plätschern kleiner Bäche, das Zwitschern der Vögel und das Rauschen der Blätter  die wohltuende Stille.
Abends allerdings erwacht die Oase aus dem Tiefschlaf und Dj's, Musiker und Trommler mit bewundernswerter Ausdauer übernehmen das Zepter und erfüllen den Dschungel mit Leben. Und wem es in El Panchan noch zu gewöhnlich ist, kann mit Hilfe halluzinogener Pilze in unbekannte Sphären weiterreisen.  















Mit dem Besuch der Ruinen von Palenque ist die Zeit gekommen , mich langsam von Mexiko zu verabschieden. Nur noch 2 - 3 Tage sind es bis zur Grenze nach Guatemala. 
Einerseits freue ich mich auf ein neues Land, neue Menschen und neue Überraschungen, andererseits ist Mexiko ein Land von dem ich wohl niemals genug bekommen könnte. 
Für mich gehört Mexiko eindeutig zu den schönsten Ländern der Welt und zum überwiegenden Teil liegt das an den einzigartigen Menschen. Die Gastfreundschaft und Herzlichkeit, die mir in Mexiko entgegengebracht wurde, lässt sich manchmal nur schwer in Worte zu fassen. 




4 Kommentare:

  1. Hallo Markus, die Bilder sind diesmal derartig farbenprächtig und grell, dass es fast schon ein wenig in den Augen schmerzt ;-) Vielleicht liegt es auch daran, dass ich nur blau und viel weiss vom Schifahren gewohnt bin... Hast du meine Email erhalten? Bei uns ist alles OK, allerdings nicht so toll und abwechslungsreich wie bei dir... Es grüsst German

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  2. Wow! Die Bilder sind unglaublich und ich hoffe hier gibt es bald mehr zu sehen. :)

    Schöne Grüße aus Vorarlberg
    Christina

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  3. Hallo Mäx. Ziehe den Hut vor Dir. Ist der absolute Hammer. Bei uns ist alles o.k. Sven, Ralf, German und meine Wenigkeit sitzen gerade im Huber's. Der Hausbau von Olli geht schnell voran. Melde mich wieder bei Dir und tue mir einen Gefallen und stell noch mehr Bilder ins Net. Gruß Oliver

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  4. Hallo Markus,
    ich weiß nicht, ob ich noch weiterhin deinen Blog besuchen kann. Am liebsten würde ich nämlich dann sofort meine Arbeit niederlegen und zu dir nach Mexiko reisen und bei der Radtour mitmachen. Übrigens: Das Interview mit dir ist in den Schulnotizen erschienen. Sobald die Schulnotizen im Netz sind, schicke ich dir den Link.
    Liebe Grüße
    Gerhard

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